Sonntag, 7. Dezember 2008

Jena siegt in Potsdam / Benedikt Nufer bester Redner - Eindrücke vom Finale

Da für den Autor dieser Zeilen nach dem Halbfinale Schluss war, nutzt er die Chance, an dieser Stelle noch einige Notizen aus der subjektiven Perspektive eines Zuschauers hinzuzufügen. Zunächst gilt seinem Schneider Dank für dessen Posts über die Halbfinals.

Kommen wir zum großen Finale von Potsdam: Wie bereits verraten siegte Jena mit Moritz Niehaus, Friederike Meyer zu Wendischhoff und Clemens Lechner. Es war bei einem Unterschied von nur zwei Punkten ungemein knapp. Nicht weniger Respekt gebührt daher der wackeren Opposition aus Magdeburg mit Miriam Hauft, Jonas Werner und Hauke Blume. Die Magdeburger lagen nach Einzelrednerpunkten sogar vorn. Desweiteren haben es dann doch ganze drei Mainzer ins Finale geschafft: Daniil Pakhomenko erreichte mir dem Team "Politbüro München" das Viertelfinale und als Freier Redner auch das Finale, wo er vor dem Hamburger Benedikt Nufer und dem Heidelberger Johannes Haug auf den Putz hauen durfte. Marcel Giersdorf saß zudem mit den beiden Bonner Tims Richter und Brückmann neben dem teilweise Mainzer Chefjurorenteam in der Finaljury. Es präsidierte der Potsdamer Orga-Chef Mario Dießner.

Der Reihe nach: Der neue Marketingleiter der ZEIT begrüßt das Publikum im Namen derselben. Der Frage, ob sich Reden trainieren lasse wie eine Sportart, musste sich Birgit Fischer, die erfolgreichste Kanutin aller Zeiten, stellen. Die Ehrenjurorin meint, dass das Trainieren von Reden mit Sicherheit etwas bringe. Konsens.

Nach der Regeleinführung geht es endlich los. Das Thema: Soll an Deutschlands Schulen die Sechs-Tage-Woche wieder eingeführt werden? Der Autor ist skeptisch. Es klingt ein wenig pädagogisch. Moritz beantragt, was bis in die achtziger Jahre Realität gewesen sei. Ein freier Samstag nütze wenig, wenn die vorherigen Tage überladen sind. Die fünftägige Zugspitze gehöre über sechs Tage eingehügelt. Letztendlich soll das mehr Freizeit und auch Spaß am Lernen bringen, wovon auch die kränkelnden Sportvereine profitieren könnten. Miriam zieht den Vergleich zum Fließbandarbeiter und sieht bei nur einem freien Tag ein einzelnes langes Elend ohne hinreichend lange Unterbrechungen aufziehen. Die Motivation des Schülers sei dreiteilig: die großen Pausen, die Ferien und die Wochenenden. Eine erfüllte Kindheit setze den freien Samstag voraus. Friederike setzt auf alltägliche Entspannung und einen gesunden konstanten Tagesrhythmus. Die Stundenzahl solle ja gar nicht erhöht, müsse aber sinnvoll eingesetzt und verteilt werden. Dafür sah der Antrag einen besonderen Projektsamstag vor. Jonas freut sich zunächst einmal auf Insider-Metaebene, vor einem Plastik-Tannenbaum in deutscher Sprache sprechen zu dürfen. Die freien Redner sollen sich nun an die Zeit erinnern, als sie noch ohne Uhr mit ihren jeweiligen Baggern spielen konnten. Dann ging es noch um Persönlichkeiten und Schlauchboote. Außerdem sollen sich Eltern und ihre Kinder bitteschön auch mal treffen, zum Beispiel auf dem familiären Wochenendausflug, für den der Samstag einzuplanen sei. Der Tod der Kindheit und der Familie seien durch den Antrag vorprogrammiert. Mehr Begeisterung hat bislang kein Redner geerntet. Endlich geht es oben am Pult nicht mehr allzu pädagogisch zu.

So langsam entsteht der Eindruck, dass das Thema mit Rücksicht auf den Sponsor gestellt wurde. Es geht doch ziemlich oft um „die Großartigkeit der freien Zeit“ oder „die Zeit, die man braucht, um seinen Samstag zu genießen“. Die Freien Redner verändern nun endgültig den Ton der Debatte zum Unterhaltsamen: Daniil hat als Lehramtsstudent die Funktionsweise der Schüler durchschaut und meint, dass der Antrag diese clever überliste. Sie arbeiteten in der Schule, weil es sonst langweilig wäre und sie machten keine Hausaufgaben, weil die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden minimal sei. Der Rest ist abgefahrene Freie-Redner-Logik, die darin gipfelt, dass eine Teamline der Freien angekündigt (These, Antithese, Synthese) und mit Beifallsstürmen belohnt wird. Benedikt bricht diese Teamline und stellt sich auf dieselbe Seite. Die Enttäuschung währt aber nur Sekunden. Bald dringt der Redner akustisch kaum noch durch. Jeder Satz ist so unangemessen wie populär. Der Applaus erreicht einen neuen Rekordwert. Worum ging es? Der Autor muss kapitulieren. Von Johannes erwartet er natürlich nun eine Generalopposition. Zunächst jedoch diagnostiziert Jonas bei Benedikt eine gewisse Verbitterung in noch sehr jungen Jahren – und dann fällt die Synthese von Johannes leider zugunsten der Opposition aus. Schüler funktionierten eben nicht wie Daniil behauptet, sondern müssten vielmehr leben. Das klingt geradezu seriös, was der Redner auch bereitwillig eingesteht. Es gehe um Disziplin und Lust. Samstags wolle er hin zum Lustprinzip, Zeit für Museen und Theater. Der Sonntag genügt nicht? Nein, der gehöre Gott. Dieses Turnier hat es erreicht, dass das Jesus-sagt-Argument nun beinahe salonfähig ist. Zumindest in Tannenbaumdebatten und freien Reden. „Gott ist mit uns, seien Sie es auch!“, forderte am Vorabend die Tübinger Viertelfinal-Regierung.

Zurück zu den Fraktionen: Für die Magdeburger Opposition schließt Hauke. Das klingt alles sehr ordentlich. Kann es sein, dass es die Schlussredner in OPD-Finals schwer haben noch Begeisterung zu mobilisieren, weil sie nach den Freien antreten, die nichts zu verlieren, aber ein ZEIT-Abo zu gewinnen haben? Der Autor hat den Eindruck, dass dieser Effekt gerade seine Wirkung tut. Clemens ist der Schlussredner der Jenaer Regierung. „Diese Opposition hasst Kinder“, ist immerhin ein Einstieg, der für Aufmerksamkeit sorgt. Der Rest ist eine nicht weniger solide wirkende Zusammenfassung. Er muss leider den auf seiner Seite befindlichen Benedikt korrigieren, weil seine Regierung nicht wirklich plane, die Kinder gleich barfuß ohne Sauerstoff auf den Everest zu schicken, worüber sich der Hamburger vorhin so sehr gefreut hatte. Insgesamt scheint die Regierung ein Verständnisproblem zu haben. Dass der Antrag in der Summe nicht mehr Arbeit fordere, will man nicht so recht akzeptieren. Zum Ende kommt noch eine Rote-Drehzahl-Metapher: Der Kinderverschleiß sei auf der Oppositions-Seite einfach höher.

Eine A-Capella-Band liefert das Zwischenprogramm, bevor Marietta verkündet, dass nur zwei Punkte zwischen den beiden Teams liegen – zugunsten von Jena. Birgit Fischer und die DDG-Vertreterin Sonja Reinshagen verkünden das Ergebnis der insgesamt dreiköpfigen Ehrenjury: Benedikt Nufer wird als bester Finalredner ausgezeichnet. Frau Fischer freute seine Internationalität und er habe einfach ihr Herz berührt. Der Autor erinnert sich, dass tatsächlich chinesische Kernphysiker irgendwie vorkamen. Der Umschlag mit dem Ergebnis der Publikumsbefragung enthält wieder Benedikts Namen an erster Stelle. Benedikt greift zum Mikrofon und dankt scherzhaft für die offensichtlich im Saal vorherrschende Einsicht, dass eine harte Hand in der Jugenderziehung angebracht sei.

Die großen Danksagungen waren eigentlich auf den gestrigen Abend vorverlegt worden. Doch natürlich bleiben auch jetzt einige verdiente Dankesworte nicht aus. Das Verteilen von Blumen und Flaschen geht ins Fotografieren und Sekttrinken über. Und ab nach Hause! Der durchschnittliche Heimweg ist diesmal besonders lang.

Also, nochmals einen herzlichen Dank an die Potsdamer Wortgefechte für das gelungene Turnier und eine herzliche Gratulation an alle erfolgreichen Teams und Redner!

21 Kommentare:

  1. Großes Lob und herzlicher Dank an Manuel für die allzeit unterhaltsame Berichterstattung aus Potsdam! Sollte zur Dauereinrichtung werden.
    Gratulation zudem an Benedikt und die Turniersieger!

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  2. Vielen Dank für die informative Berichterstattung und die Mühe des Verfassers. Wird es eine Möglichkeit geben die Debatten irgendwo anzuhören oder anzuschauen für die, die nicht dabei sein konnten?

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  3. Glückwunsch an die Sieger.
    Es muss ein wirklich spannendes Finale gewesen sein.

    Wie kommt eigentlich die Finaljury zustande?
    Es ist doch schon seltsam, dass beispielsweise ein Marcel Giersdorf dort anzutreffen ist.
    Ein guter Redner auf nationaler Ebene (international zwar unbekannt), aber als Juror praktisch ein unbeschriebenes Blatt. Denn ein guter Redner ist doch nicht notwendigerweise ein guter Juror.

    Was genau qualifiziert also einen Finaljuror? Ist es hervorragende Jurier-Kompetenz, die immer wieder unter Beweis gestellt wurde oder einfach der prominente Status der Person? Vollkommen undurchsichtig, da keine Richtlinien existieren!

    Dieses eigensinnige Konzept, wie Juroren breaken und wer der Finaljury beiwohnen darf, wirkt schon sehr mystisch.
    Schaut euch einmal die diesjährige DM in Berlin an, wo im Viertel- und Halbfinale Berliner Juroren saßen, die man nie vorher und nie wieder nachher in einem anderen Turnier hat breaken sehen. Schon komisch, dass die da plötzlich nicht mehr gut genug sind und so läuft es auf vielen Turnieren.

    Es wäre doch einmal wirklich an der Zeit ein Rankingsystem für Juroren einzuführen, damit endlich nachvollziehbar wird, wie die Finaljury zustande kam.
    Ein vernünftiges System, das leistungsbezogen ist und gutes Jurieren honoriert, damit die Besten Jurieren und nicht die Prominentesten.

    Jurieren sollte auch ein Sport sein, genau so wichtig wie das Debattieren selbst. Es sollte belohnt werden, wenn jemand einen guten Job macht. Mit Feedback zum Feedback und einer entsprechenden Bewertung hätten die Juroren einen Anreiz sich zu verbessern und die ganze Debattierszene könnte davon profitieren.

    Es ist schade, dass dieser Aspekt beim Debattieren so stiefmütterlich behandelt wird und niemand etwas tut.

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  4. Liebe Leute,
    mein Mantra gilt auch jetzt: Diskussion ist toll - anonym posten ist doof.
    Beste Grüße
    Gudrun

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  5. Mein lieber "Anonym",
    mir fehlt in deinem Post leider der Sachverstand (ist ja auch immer schwer, wenn man nicht vor Ort war, gell?), darum hier die Fakten:
    1. Es gab viel "Feedback zum Feedback" das bei der Jurorensetzung Beachtung fand.
    2. Ein guter Juror zeichnet sich durch ein gutes Auge für die Debatte aus. Genau wie bei einem guten Redner. Ohne einen analytischen Blick lässt sich auch die Gegenseite nicht fachgerecht zerlegen. So bedingen sich Rede- und Jurierleistung in vielen Fällen gegenseitig.
    3. Bei einem sehr jungen Jurorenfeld wie in Potsdam relativiert sich eine Forderung nach "Jurier-Kompetenz, die immer wieder unter Beweis gestellt wurde" recht schnell.
    4. Ein "guter Juror" lässt sich leider nicht so einfach operationalisieren wie es der Begriff "entsprechenden Bewertung" vermuten lässt.
    Konkrete Vorschläge bringen uns hier sicher weiter als anonyme Mutmaßungen und der weinerliche Verweis auf "niemand tut was".

    Darum mein Appell an dich:
    Tue selbst!
    Beantworte mir für den Anfang doch einfach die Fragen:
    Wer? Wie? und Wann?

    Ich bin gespannt auf deine Analysefähigkeit und hoffe auf eine Antwort, die die organisatorischen Zwänge und das Problem der Befangenheit der Reder in der Debatte integriert und das Ergebnis (= den Wert einer Person als Juror) am besten in einer knackigen Zahl zusammenfasst. Und zuletzt natürlich die Frage beantwortet:
    "Was genau qualifiziert also einen Juror - Juror?"

    Viele Grüße aus Mainz :-)

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  6. Die Debatte war wesentlich unterhaltsamer als diese Nacherzählung. Hat der VDCH-Vorstand keine Lust mehr selbst zu bloggen oder warum muss er auf Leute zurückgreifen die aus der Achten Minute ein Spam-Magazin machen?

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  7. Endlich mal wieder ein gehaltvoller Post in diesem armseligen Blog!

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  8. Vorweg: Glückwunsch an die Sieger und an alle Finalisten! Respekt und Hut ab! vor Potsdam, es muss ein tolles Turnier gewesen sein, das ich leider verpasst habe.

    @Anonym 2:

    Du hast natürlich völlig Recht, es ist schon "seltsam"/"komisch"/"mystisch", wie das so läuft.

    Du irrst Dich aber bei den Richtlinien, Rankings und Anreizen. Die gibt es natürlich, die sind aber streng geheim!

    Als ich zuletzt in diesem Blog und im Verteiler angeregt habe, man könne bei Unklarheiten ja mal einfach Fragen, es stünden alle (Chef-) Juroren, Debattanten und der VDCH-Vorstand jederzeit zur Verfügung, da habe ich natürlich gelogen. Aber jetzt bin ich ja anonym, da kann ich mir ja alles erlauben.

    Alles beginnt mit ein paar Auditing-Sitzungen. Wenn Du dann Level 4 erreicht hast, wird es aber schwierig: die Kurse 5 und 6 kosten zusammen fast 12.000 Euro. Ohne die kannst Du als Juror aber nicht breaken. Wenn Du dann die Schwarze Loge des Tempels erreicht hast, musst Du Dir einen Khan suchen, der Dich protegiert (Vorsicht vor den anderen Novizen!), dann kommst Du bald ins Halbfinale. Bevor Du dann Dein erstes Finale jurierst, wirst Du in einer Vollmondnacht im geheimen VDCH-Hauptquartier...

    ... Oh, verflucht, schwere Stiefel im Treppenhaus...
    ... WAS? ...! Der Großmeister mit seinen Vollstreckern!

    Arrrrgghhh... !

    Grüße aus Heidelberg,

    D. Sommer

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  9. Klasse Text, ich fand ihn im Gegensatz zu einem der anonymen sehr unterhaltsam - unterhaltsamer jedenfalls als die durchschnittliche Finaldebatte :-)
    Was den Juror angeht: Daniel hat eigentlich schon zu viel verraten. Über den Preis von Kurs 6 darf niemand informiert werden, der noch nicht Kurs 5 absolviert hat! Aber der Vollstrecker scheint da ja schon eine angemessene Strafe gefunden zu haben.

    Eine objektive Bewertung der Juroren lässt sich m.E. noch schwerer bewerkstelligen als eine objektive Bewertung der Redner (siehe dazu meine Verteiler-Mail...). Feedback zum Feedback funktioniert leider nur dann, wenn auch diejenigen, die zu gut wegkommen, ehrlich ihre Meinung sagen - was vorkommt, worauf man sich aber keineswegs verlassen kann.

    Was Marcel betrifft: ein guter Redner, insbesondere ein guter Schlussredner, braucht ein Auge für die Debatte. Das hat Marcel wie wenige andere. Und auch wenn ich mit ihm keineswegs immer einer Meinung bin - er juriert clubintern sehr häufig und gibt nach meiner Erfahrung hervorragendes Feedback.
    Es gibt eben keine "Mindestzahl von Turnierteilnahmen als Juror" um im Finale zu jurieren - entscheidend ist, dass man von einem Juror gutes Feedback und neutrale Bewertung erwartet.
    Wobei all das natürlich nichts daran ändert, dass es toll wäre, wenn man Jurorenleistung objektiv messen könnte. Allein, Jurierung wie Rede entziehen sich einer vollständig objektiven Bewertung.
    Wir sollten lernen, damit leben zu können...
    Viele Grüße aus Landau
    Jan

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  10. Der M.G. geht auf Attacke, das ist doch mal wieder typisch. Deutschlands ehemals Bester eine Rampensau?
    Implizit wird quasi ausgesagt, dass das jetzige System das Beste und alles gut sei.
    Die Formel lautet kurz gesagt,
    Turniererfolge = Analytische Kompetenz = Jurierkompetenz = Finaljuror
    und jeder, der das bezweifelt ist ein Trottel, dem analytische Unfähigkeit unterstellt werden darf. Nebenbei verliert man kein Wort über den Inhalt und erspart sich so, etwas Konstruktives oder gar Intelligentes zu sagen. Erinnert mich irgendwie an die Reden der besagten Person.

    Wie steht es eigentlich um die Reflexionsfähigkeit dieser beleidigten Leberwurst?
    Mann, nimm es hin. Du hast nie einen internationalen Titel gewonnen und du wirst es auch nie tun, weil dein Englisch zu schlecht und deine Gedankengänge zu langsam sind. Gegen die Redner aus anderen Ländern schneidest du erbärmlich ab und plötzlich qualifiziert dich die obige Formel für nichts mehr. Sie lautet dann,
    Keine internationalen Turniererfolge = Keine analytische Kompetenz = Keine Jurierkompetenz = Kein Finaljuror.
    So ist denn auch die Realität, denn Finaljuror eines großen Turniers wird man nicht, wenn man in Deutschland irgendeinen Titel gewonnen hat. Dort muss man sich eben Beweisen und zeigen, dass man das Jurieren drauf hat, ohne diese ungeheuerlichen Vorschusslorbeeren.
    Alles was du kannst, ist im international zweitklassigen Deutschland (außer Köln) der große Fisch zu sein. Ein Einäugiger unter Blinden, der es als Frechheit sieht, dass sein Status angezweifelt wird und von sich selbst glaubt ein guter Juror zu sein, ohne es jemals bewiesen zu haben. Mach dir und uns doch nichts vor.
    Diese Einstellung findet man überall wieder, wenn man mal die Geschehnisse in Berlin dieses Jahr anschaut.
    Soviel zum Rebuttal.

    Noch kurz zu Daniel S. Es mag zwar stimmen, dass man nachfragen kann und so weiter. Aber darum geht es nicht. Man soll eben nicht als Bittsteller kommen müssen und im Nachhinein erfahren, wieso die Sachen so sind wie sie sind.
    Im Vorhinein soll man wissen woran man ist. Das System soll vorher transparent darlegen, wer wie in die KO-Runden breakt. Ein solcher Modus erspart uns dann die leidige Diskussion darüber, wie die Jurys zusammengesetzt wurden und nach welchen Recht.

    Nun zum Inhalt. Rede- und Jurierleistung mag zwar korreliert sein, muss einander aber nicht bedingen. Was behauptet wird, würde bedeuten, dass jeder ZEIT-Turniersieger sich für die Finaljurys auf anderen Turnieren qualifiziert.
    Alles, was hier angeregt werden soll, ist die Offenlegung von Prozessen. Jurieren soll auch ein Wettbewerb sein, bei dem jeder zeigen soll was er kann. Nicht wegen irgendwelcher vergangenen Verdienste soll man in die Finaljury gehievt werden, sondern wegen der Jurierleistung im Turnier, wegen der Qualität des Feedbacks und wegen der überzeugenden Darlegung der eigenen Entscheidungen. Als Antwort darauf heißt es, dass die Umsetzung zu schwer und deshalb alles schwachsinnig sei. Vielleicht stimmt es, dass es schwierig ist, aber das heißt nicht, dass wir nicht über ein System nachdenken sollten. Es wäre schon viel gewonnen, wenn wir einsehen, dass das jetzige System sehr schlecht ist und der ganzen Szene schadet.
    Denn was folgt aus besserer Jurierung? Nun, die einzelnen Redner würden endlich Feedback bekommen, von dem sie profitieren und besser werden können. Strittige Entscheidungen werden besser verständlich. Die Juroren selbst lernen, sich besser auszudrücken und ihre Feedbacks klar zu kommunizieren.
    Wenn sich alle verbessern, schafft es vielleicht auch das zweitklassige Deutschland international mitzumischen und erstklassig zu werden. Dann müssen sich ehemalige deutsche Meister nicht zu Hause verstecken und warten, dass wieder mal eine Weltmeisterschaft ohne sie stattfindet, weil sie nicht gut genug sind, da die hiesige Szene insgesamt zu schlecht ist.

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  11. Ich kann diese Rufe nach "gerechten" Jurier-Regeln bald nicht mehr hören. Am besten schaffen wir für die Auswahl noch eine Behörde, oder eine Kommission....

    Jurieren ist immer subjektiv. Menschen auch. Debattieren sowieso.

    Wir ersetzen auf dem Fussballfeld auch nicht Schiris durch Roboter.

    Im Übrigen bin ich mir ganz sicher, dass die erfahrenen Juroren sich Marcel ganz genau angeschaut haben, bevor er ins Finale breaken durfte.

    Und es ist gut, dass nicht immer der VDCH-Vorstand bloggen muss, denn das zeigt, dass Debattierdeutschland eine ganze Reihe aktiver Leute hat.

    An dieser Stelle auch nochmal Danke an Gudrun: Der Blog lebt mehr und mehr!

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  12. Ab sofort kann man nur noch kommentieren, wenn man angemeldet ist - aus gegebenem und nachvollziehbarem Anlass. Ich bedaure sehr, dass gewisse angeblich oder vielleicht nur vorgeblich international erfahrene und erfolgreiche Leute sich auf das oben nachzulesene Niveau begeben und dann auch noch zu feige oder intrigant sind, das unter ihrem Namen zu tun.

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  13. Ein Kommentar zu den feigen und unerhörten Beschimpfungen Marcel gegenüber erübrigt sich. Manch Autor spricht eben doch am besten für sich selbst. Deshalb nur noch einmal eine kurze Klarstellung zu der angeblich mysteriösen und ungerechtfertigten Auswahl der Finaljury in Potsdam. Im Handbuch der OPD gibt es für Turniere in diesem Format ein für jederman nachzulesendes und leicht nachvollziebares objektives Bewertungssystem für Juroren. Die nach diesen Kriterien höchstbewerteten Juroren haben das Finale der ZEIT-Debatte in Potsdam juriert. So einfach ist das.

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  14. Wie dünnhäutig die Herrschaften hier doch sind. Sobald mal was los wird hier alles dicht gemacht.
    Als ob ihr noch nie im WWW wart. Das sind doch keine Beleidigungen. Geht doch noch fast als gepflegte Unterhaltung durch.

    Ich finde die Diskussion sehr interessant und sie sollte nicht so abgebügelt werden, nur weil manche Empfindelchen ein Problem damit haben, aber keine differenzierte Meinung.

    Grüße
    Andrea

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  15. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  16. Marcel, zur Zeit noch ohne Schreibrechte, bittet mich auszurichten, dass nicht er als "MG_nichtganzsoanonym" kommentiert hat. Er vermutet Marietta Gädeke hinter dem Kürzel und ist durchaus interessiert zu erfahren, wer sich hinter "Anonym" verbirgt.

    Manuel

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  17. Ja, Diskussionen sind toll. Und auch hitzige Diskussionen sind Ok. Aber die Grenze zwischen hitziger Diskussion und Beleidigung ist dünn - und sie wird umso leichter überschritten, wenn man sich in der Anonymität des WWW verstecken kann. Natürlich kann jetzt jeder irgendwelche Schwachsinnsaccounts erstellen um anonym zu bleiben. Aber ganz ehrlich: wer glaubt, er sei der größte und könne im zweitklassigen Deutschland (Deutschland ist im Deutschsprachigen Debattieren garantiert weltweit führend. Entschuldigung nach Österreich.) herumpöbeln, der kann eben ruhig auch seinen Namen zeigen. Dann würde man sich vielleicht auch eher mit inhaltlichen Argumenten auseinanderzusetzen bereit zeigen.
    Jan

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  18. Meine Güte! Wer hätte auch ahnen können, dass Marcel die selben Anfangsbuchstaben hat... Also, um das ganze zu klären: Ja, das war ich (= Marietta). Ich denke Marcel selbst hat es garnicht nötig auf sowas zu Antworten, aber ich dachte eine offizielle Klarstellung wäre hilfreich.
    Tja, jeder irrt sich mal.

    Daraus ergibt sich folgendes:
    Ich war in Potsdam Chefjurorin. Mein post ist demnach durchaus als Offenlegung der Entscheidung zu verstehen. Wer es noch genauer möchte:
    - Marcel wurde von den Rednern explizit für sein sehr gutes Feedback gelobt. Für eine genaue Beschreibung bitte z.B. an Benedikt Nufer wenden, von dem das Feedback stammte.
    - Es gab keinen echten "Juroren-Break". Tim Brückmann jurierte z.B. nicht das Halb-, dafür aber das Finale, denn wir wollten in den Runden vorher auch jüngeren Juroren die Gelegenheit geben sich zu beweisen (z.B. Daniel Haarhoff, Manuel Adams, Andrea Gau und vielen weiteren). Im Finale blieben dann die Juroren übrig, die sich am besten bewährt hatten und die meiste Erfahrung und Regelkompetenz mitbrachten.
    - Alle Entscheidungen wurden im Konsens mit Bernd getroffen. So auch die Entscheidung über die Finaljuroren.

    In diesem Sinne: viele Grüße, wiedermal aus Mainz

    Marietta

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  20. Es gibt zwei Grundvoraussetzungen, die ein jeder, der sich anschickt als Juror über andere zu urteilen, erfüllen sollte und die noch weit prinzipieller und entscheidender sind als alles vermeidliche analytische Können oder jegliche internationale Turniererfahrung.
    1. Der Juror sollte Kenntnisse über den zu beurteilenden Sachverhalt haben.
    2. Der Juror sollte in der Lage sein, für sein Urteil persönlich einstehen zu können.
    Beide Vorraussetzungen gehen Anonymus ganz offensichtlich ab.
    So sollte sich eigentlich jede weitere Diskussion über den Inhalt seiner Beiträge erübrigen. Da ich aber im Laufe der Diskussion namentlich genannt wurde, möchte ich mich ganz kurz zu Marcel und dem Hauch inhaltlicher Fragen unter dem Geschwulst persönlicher Beleidigungen gegen ihn äußern.
    Wenn es in den Ausführungen von Anonymus eine sinnvolle Passage gab, dann war es in der Tat jene: „Nicht wegen irgendwelcher vergangenen Verdienste soll man in die Finaljury gehievt werden, sondern wegen der Jurierleistung im Turnier, wegen der Qualität des Feedbacks und wegen der überzeugenden Darlegung der eigenen Entscheidungen.“
    Während er sich selbst aber die überzeugende Darlegung des eigenen Urteils erspart, leistete Marcel genau diese in seinem Feedback auf dem Turnier in Potsdam.
    Zusammen mit Alfred Mittler aus Bozen hat Marcel am Samstagmorgen die zweite Vorrunde mit Hamburg in der Regierung juriert. Abgesehen davon, dass er selbstverständlich seine dort getroffene Entscheidung begründet, argumentiert und überzeugend dargelegt hat, habe ich persönlich sein Feedback als ungewöhnlich präzise und hilfreich wahrgenommen. Keine Allerweltsweisheiten und Jurierplattitüden von der Qualität eines „Das Argument war irgendwie nicht logisch“ oder „Mach mal mehr Struktur“, sondern eines, wie Anonymus es sich wünscht, nämlich eines: „von dem sie [die Redner und im konkreten Fall ich selbst und die anderen im Raum] profitieren und besser werden können.“ Ich persönlich hatte vorher, nur selten das Glück so konstruktives Feedback zu bekommen.
    Weil ich Marcels Feedback eben ausgesprochen gut und hilfreich fand, bin ich nach der Debatte zu Bernd und Marietta gegangen und habe ihnen meinen positiven Eindruck über Marcels Jurierqualitäten mitgeteilt und ihn sehr gelobt. An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert.
    Alles Weitere entzieht sich meiner Kenntnis.
    In einem bin ich mir aber sicher: In einem Sport, in dem das Wort Streitkultur nicht nur Name eines bekannten Klubs, sondern Essenz dessen sein sollte, was ihn auszeichnet, können Ton und Inhalt von Anonymus Beiträge nur Dokumente maßloser Selbstüberschätzung und tiefer Kränkungen sein. Wer Transparenz fordert und die Anonymität sucht, zeichnet sich entweder durch ungenügende analytische Qualität gegenüber dem eigenen Tun oder schlicht erschütternde Feigheit aus. Beides Dinge, die so drittklassig sind, dass sie in der zweitklassigen deutschen Debattierszene kein Verständnis finden müssen – auch nicht im Internet.

    Bene

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