Mittwoch, 19. August 2009

Boddencup 2009: Eine Nachlese

Kommentar von Patrick Ehmann, BDU

Eine Institution im deutschen Debattieren ist geboren! (Und damit meine ich nicht das all-Berliner Finale.) Der Boddencup war ein exzellentes Turnier mit viel Herz und starken Debatten.

Die Greifswalder haben gezeigt, dass sie das Debattieren und Bedürfnisse der Teilnehmer in den Mittelpunkt zu stellen wissen. Die altehrwürdige Societas augendae et colendae liberae orationis hat bereits mehrere ZEIT DEBATTEN ausgerichtet. Man konnte sofort erkennen, dass die Organisatoren von dieser Erfahrung zehrten. Sie wussten: Für die Teilnehmer machen die kleinen Unterschiede ein Turnier erinnerungswert. So wurde für einen veganen Teilnehmer ein veganer Kuchen gebacken. Nach seinen Worten ein ganz besonderer und nicht einfach „das übliche vegane Zeugs“. Eigene langjährige Erfahrungen – positive und negative – führten zu einer klaren Spitzenleistung bei der Teilnehmerbetreuung.

Nach vier Vorrunden: Schwimmen und Grillen an der Dänischen Wiek

Besonders chillig und anregend war das Grillen am Strand. Wer wollte, konnte schwimmen. Wer wollte, ließ sich im Sand einbuddeln. Wer wollte, konnte einfach nur Bier und Cola und den Sonnenuntergang genießen. Dieser Abend war Herz und Seele eines Turniers, bei dem besonderer Wert auf die vielfältigen Typen im Debattieren gelegt wurde. Vom Nacktschwimmer (wir sind im Osten – da ist so etwas üblich) bis zu schwarzen Ausgehschuhen war alles vorhanden. Eine bunte Mischung, bei der es keinerlei Vorschriften gab.

Ein Teil der Berliner Delegation war zu neunt in Rafaels Wohnung untergebracht. Ähnlich wie in einer Jugendherberge mussten wir uns absprechen, wer wann duscht. Dennoch war dies überhaupt kein Problem. Genauso wenig wie das anstellen in Ingos Küche, der am ersten Abend leckere Nudeln mit Tomatensauce kochte (übrigens auch bewusst Ei-frei für Veganer).

Der Boddencup hat es gezeigt: Die Güte eines Turniers steht weder in Bezug zur finanziellen Ausstattung noch zum PR-Aufwand bei der Vermarktung eines öffentlich inszenierten Finales. Gute Turniere leben von einfühlsamen Gastgebern und von Top-Debatten.

Spitzendebatten werden dann ermöglicht, wenn die besten Mannschaften antreten können, auch wenn sie alle aus einem Verein oder einer kleinen Gruppe von Vereinen stammen. Unbürokratisch und orientiert an den Bedürfnissen der Teilnehmer haben die Organisatoren jeden reden lassen, der reden wollte. Durch fünf Vorrunden standen jedem Redner und jeder Rednerin mindestens 35 geballte Minuten an Redezeit zur Verfügung. Etwas, was bei wenigen Turnieren in Deutschland der Fall ist.

Deutschland braucht mehr Turniere. Deutschland braucht bessere Turniere. Deutschland braucht Turniere mit mehr Vorrunden. Deutschland braucht Turniere mit mehr Teilnehmern. Deutschland braucht Turniere bei dem das Debattieren im Mittelpunkt steht. Daher freut es mich zu hören, dass in Greifswald bereits überlegt wird, ein weiteres Turnier in dieser Saison auszurichten. Mit so viel Erfahrung, so viel Stil und einem so festen Blick fürs Wesentliche erobert die Greifswalder Societas Herzen. Wir in Berlin warten gespannt darauf, dass es heißt: Boddencup zum Zweiten.

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