Beim Teamcheck gibt es die ersten Lacher, die Orga ruft auf "Bristol A, Bristol B" - da folgt ein ruhiges „Yes“, aber dann: "Cambridge A, B, C, D, E, F, G, H" und lauter Jubel.
Die erste Runde: This House would never release prisoners on compassionate grounds.
Potsdam Sanssouci lernt: Das Land, das den Entrepreneur adoptiert, tut sich etwas schwer mit dem französischen Teamnamen. Bei der Vorstellung im Debattierraum mutiert der Name des bekanntesten Potsdamer Schlosses zu San Suzie. San Suzie landet in der schließenden Regierung auf dem vierten Platz. Wir versuchen es dem Maulwurf und graben tiefer. Aber der Juror wünscht sich lieber eine neue große Idee, er sieht kein Tiefergraben, sondern einen Aufbau.
Potsdam West schneidet hingegen besser ab und landet auf Platz zwei. Berlin Steglitz macht uns Mut: Erster. „Und unsere Gegner würdet ihr auch schlagen.“
Am nächsten Morgen: Der weibliche Part von Potsdam Sanssouci ist gar nicht sorglos, Eva-Maria zählt noch mal die ESL-Teams (English as second language) - summieren die sich auf 12, dann gäbe es ein ESL Break, wenn nicht...
Nach reichlich Wartezeit die zweite Motion: This Hosue believes that the state should redistribute wealth beyond the mere provision of basic securities. This is an analysis motion. Das bedeutet: Keine Policy vorschlagen (zu deutsch Antrag) sondern die Grundfragen analysieren (zu deutsch: Wartburg).
Das Powerpairing bringt Berlin schwerere Gegner, Steglitz landet auf dem dritten Platz. Potsdam Sanssouci als eröffnende Opposition lernt diesmal keine neuen Namensvariationen kennen, dafür gibt es ein Erfolgserlebnis: Rang zwei.
Frischen Mutes nun in Runde drei: This House would stopp western countries forcing the developing world to respect patents for live saving drugs. Potsdam Sanssouci als eröffnende Regierung erlebt eine neue Namensvariation: Sän Sushi.
Dessi und Niels guter Laune, die Berliner hoffen noch auf ein ESL-Break.
Die ausgeweitete Mittagspause nutzen wir, um weitere ESL-Leute aufzuspüren. Wir finden zehn, doch die Orga bleibt hartnäckig, das Dutzend ist die Grenze.Vielleicht hätten wir an den Ehrgeiz und Nationalstolz der Iren appellieren sollen, so a la: Englisch ist doch nicht eure Muttersprache. Aber selbst das hätte ja nix geholfen, da sie zu lang in der Sprache ihrer ehemaligen Besatzer reden.
Runde vier: This House believes that the West should treat islamic terrorists and terrorist suspects as prisoners of war. Potsdam San Sushi sorgt für Heiterkeit, denn sie sagen, dass Soldaten ein Land repräsentieren, aber Al-Quaida-Terroristen? Al-Quaida-Country? Resultat Platz eins.
Berlin hat nach vier Runden gut vorgelegt und führt mit acht Punkten die deutschen Teams an, Potsdam West bringt es auf fünf Punkte und San Sushi auf sieben.
Wir kommen zur letzten Vorrunde: This House would abolish state-endorsed marriage. Potsdam Sanssouci vertritt zum zweiten Mal die schließende Opposition. Die Regierung verspricht freie Liebe und gewinnt, Sanssouci landet wieder auf Rang zwei. Insgesamt fällt auf, wenig Witze, viel Aneinanderreihen der Fakten. Ob es nach den Vorrunden unterhaltsamer wird?
Zunächst erwartet Berlin mit Spannung das Break - 11 Zähler, Dessi und Niels verpassen nur wegen der Rednerpunkte den Einzug ins Halbfinale. Dessen Thema: This House would allow adults to consent to everything. Der Autor war leider nicht dabei, aber die deutschen Zuhörer beschrieben den Inhalt unisono mit: „Total abgedreht.“
Jetzt macht sich schon lockere Stimmung breit, die Teilnehmer trinken fleißig. Nach dem Halbfinale stimmen die Iren Sprechchöre an - sie fordern den versprochenen freien Alkohol. Schließlich fangen sie an zu singen: „Shoulder on Shoulder“ stehen sie auf den Stühlen und erschaffen Fußball-Atmosphäre.
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt des irischen Chors.
Das Finalthema: This House believes that people, who buy unnecessary items are morally responsible for starving africans. Zwar gewinnt sie nicht, doch die eröffnende Opposition bestimmt trotzdem die Debatte, mit einem Bild. Sie nimmt an, es gäbe da eine Maschine, die dauernd Babys produziert und dann ertrinken lässt. Ihr Frage: Sind wir schuld, dass es Strukturen gibt, die Menschen töten? Jeder der folgenden Redner wird das Bild der „Baby popping machine“ nutzen. Trotzdem gewinnt am Ende die erste Regierung, die hatte uns alle zu moralischen Monstern erklärt, wenn wir konsumieren statt helfen.
Was auffällt: In den meisten Runden fehlt ein Äquivalent zum Antrag, meist werden die Grundsatzfragen runtergerattert. Die Organisation beschränkt sich auf die Räume, Essen und Getränke muss jeder selbst stellen, Debattieren pur eben. Für internationale Teams entfiel aber der Teilnahmebetrag und man bescherte uns ein Hostel.
Als Fazit bleibt: Das SOAS IV ist ein prima Turnier für alle Anfänger bei internationalen Debatten, als Nichtmuttersprachler ist es zwar schade, wenn es nicht für ein ESL-Finale reicht, aber Berlin Steglitz bewies ja, dass es auch Chancen im Hauptfeld gibt.
P.S. Danke an Dessi für das Mitschreiben der Themen. Danke auch an Eva-Maria, die für einen verhinderten Potsdamer einsprang. Den Verweis auf das Tab verlinken wir, sobald er da ist.
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